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Mitake-San und drum herum

Nachdem ich heute Vormittag das Wetter beschrieben habe, Hans die Beschreibung fortgesetzt hat, möchte ich ganz kurz auf das aktuelle Wetter eingehen: Immer noch Regen.

Aber morgen soll es besser werden. So hat das zumindest die Cheffin des Hauses gesagt. Und die muss es ja wissen - die wohnt hier schon lange. Ihr Mann (den wir noch nicht kennengelernt haben) war Priester im Mitake-Schrein. Aber erstmal egal: Wie schon gesagt, soll das Wetter besser werden. Das Problem ist nur, daß wir morgen hier abreisen. Und da ist es uns eigentlich egal, wie das verammte Wetter in Mitake-San wird.

So, dass es in Mitake-San nun seit 31 Stunden Dauerregen gibt, haben wir nun schon oft genug gesagt. Was aber Mitake-San ist, haben wir noch nicht verraten.


Also, Mitake-San ist ein ganz kleines Dorf auf ca. 900m in den Bergen westlich von Tokyo. Und unter dem Begriff 'Berg' ist hier 'hoch' und 'steil' zu verstehen. Auf dem Berg 'Mount Mitake' befindet sich seit Jahrhunderten ein Kloster, um das herum sich Menschen angesiedelt haben. Deren Häuser passen natürlich nicht mit auf die Bergspitze beim Kloster und so wurden sie einfach an den Hang gepappt. Über die Zeit wurden diese Häuser mehr und mehr vergrößert und es wurden neue Teile angebaut, was die innere Aufteilung etwas unübersichtlich macht. Hier 'ne Stufe, da ein versetzter Gang dann mal noch 'ne steile Treppe.

Beim Betreten des Hauses muss man natürlich (wie in Japan üblich) die Schuhe ausziehen und dafür Schlapperlatschen anziehen. Die Prozedur des Latschenwechsels gestalltet sich manchmal etwas umständlich, da man nur auf bestimmte Stellen treten darf. Wie auch zu erwarten, sind die Latschen für europäische Füße viel zu klein und man freut sich jedes mal wie ein kleines Kind wenn man ohne Verlezungen die Treppen hoch und runter gekommen ist.

Das Essen auf dem Boden gestalltet sich auch etwas gewöhnungsbedürftig aber es geht mittlerweile. Nur an die Speisen kann ich mich nicht gewöhnen. Immer guckt mich hier so ein Wasserlebewesen mit seinen zerkochten Augen vom meinem Teller an. Auch des Verschieben des Tellers zu Hans ist erfolglos, da die Hausdame den Teller an seine vorgesehene Stelle (genau vor mir) zurückschiebt und feundlich erklärt, dass es eine Forelle aus dem Fluß im Tal sei. Ich will ihn trotzdem nicht!

Unsere Unterkunft ist nun nicht das einzige Gebäude in Mitake-San und vielleicht auch nicht das Älteste aber mit seinem 233 Jahren auch nicht das Jüngste. Es gibt mehrere Gebäude, die mit Holzschindeln gedeckt sind und aus denen bereits Pflanzen und Büsche wachsen. Trotzdem sind sie noch bewohnt und sehen fantastisch aus. Ich hoffe, dass wir sie morgen mal fotografieren können, wenn wir auf dem Weg zur Bergbahn sind. Weil es soll ja aufhören zu regnen.

Um nach Mitake-San herauf und hinunter zu kommen, gibt es eine Bergbahn. Sie fährt auf Schienen und wird von einem Seil hochgezogen. In der Tal- und Bergstation gibt es jeweils einen Miniladen, der das Nötigste bietet. Gestern haben wir dort unsere Regenmäntel (2,60€) gekauft.
Heute gab es für jeden 3 kleine gegrillte Reisbälchen mit Miso-Sauce für 'günstige' 300 Yen (ca. 2,50€). Ich habe zusätzlich ein kleines Softeis (ca. 2,00€) und eine Packung Kekse (2,50€) erworben - Essen in Japan ist halt nicht günstig - Designerkleidung manchmal schon.

Über die 8 Läden in der Shoppingmeile habe ich bereits berichtet. Nur muss ich die Zahl von 8 auf 7 korrigieren. Die Zahl 8 hatten wir aus den Karten des Ortes - die Zahl 7 entsprechen der Wahrheit.

Achja, japanische Karten:
Eine weitere Besonderheit sind Lagepläne und Karten in Japan. Nicht genug, dass der gemeine Europäer mit den Schriftzeichen zu kämpfen hat, da haben die Japanr nun auch noch die Angewohnheit, jede Karte anders auszurichten. Die wenigsten haben Norden oben. Einige sind 'eingeostet' oder haben eine völlig andere Orientierung. Die 4 unterschiedlichen Karten, die wir mittlerweile von Mitake-San besitzen, konnten wir trotzdem noch nicht in Zusammenhang bringen.
Einer dieser Karten folgend, sind wir heute trotzdem wandern gegangen. Das wir wieder hier angekommen sind zeugt davon, dass die Karten aber nicht falsch sind. Verstanden haben wir sie trotzdem nicht.

So, jetzt habe ich genug über Mitke-San geschrieben und beende mit ein paar Bildern des Tages.

Das war der der Blick aus dem Fenster bevor wir losgezogen sind - sehr einladend, oder?



Dann hatte der Hans plötzlich etwas so Wichtiges zu tun, dass er sogar seinen rosa Regenschirm ablegen mußte. Naja, wenigstens hat er dabei keinen nassen Fleck am Wegrand hinterlassen.



Auf dem Weg sind wir dann an einem wirklich schönem Bach langelaufen und sind zu einem Wasserfall gekommen. Die Japaner haben überall Gebets- und Andachtstellen, die sehr fotogen sind.



Zum Abschlß des Tages haben wir uns dan noch einen warmen Sake in angemessener Kleidung gegönnt.
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It's raining, men


Es regnet. Ja, Wolken und Nebel sind auch noch da. Wir sind Optimisten. Alles wird fein. Wir irren uns. Alles wird nass. Aber jetzt der Reihe nach...

René G. und ich waren mutig und haben das japanische Frühstück gewählt. Das rächt sich prompt mit Shrimpssuppe, Fisch, äußerst unbekanntem Gemüse und Reis. Abends gerne, aber am Morgen ist das nix für Muttis Söhne. Neidisch blicken wir auf René Z.s Toast, den Schinken, das Rührei, die Marmelade, ... und beschließen, für morgen früh ebenfalls "western style" zu bestellen.

Das angenehme Wetter lockt uns vor die Tür. Im Museum von Mitake freuen wir uns über die trockenen Räume, die Bastelutensilien für Kinder und einen Flughund, der uns von einem Baum aus durchs Fenster beäugt.
Wir laufen zum Mitake-Schrein, wo wir doch tatsächlich noch einen weiteren Touristen treffen. Der ist irgendwie besser ausgerüstet als wir und komische Bezeichnungen wie "Gore-Tex", "waterproof" und "The North Face" zieren sein Beingewand und seine Oberbekleidung. Er weiß warum: Mit einem Schirm in der Hand fotografiert es sich schlecht. Zurück. Wir brauchen ebenfalls professionelles Wanderequipment. In unserer Unterkunft kann man es leihen. Es besteht aus engmaschigem Nylon, Metallstäben und einem Griff. Die Bedienung ist einfach. Die Japaner nennen es "Umbrella". Nicht nur entfernt erinnert es an einen Regenschirm. Für alle Wetter gerüstet begeben wir uns auf eine Rundwanderung, die uns zu Wurzeln, schwarz-geraden Bäumen, Goblins, einen Felsgarten, einen Wasserfall, unzähligen Schreinen und nassen Hosen und Socken führt. Nach drei Stunden phantsieren wir von Doppelwhoppern, Rumpsteak mit Kartoffeln, Rumpsteak mit Pommes, Nudelauflauf, Nudeln von Sodexo (!), Leberwurstvollkornbrötchen und Ketchup. Und Pepsi. Es darf geraten werden, wer von was träumte.




Gleich gibt's Chinesisches von unseren vier Gastgeberinnen. Bis dahin schläft René G.. Ich und René Z. zelebrieren eine kleine Teezeremonie und die Klamotten trocknen. Hoffentlich.
Ach ja, nur zur Info: Es regnet.
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Alles Gute kommt von Oben ...

... und daß nun schon seit 24 Stunden. Das Gute nennt sich DAUERREGEN.

Wie man sich vorstellen kann, haben wir unseren Plan vom Wandern durch das malerisch grüne, mit Bächen und Wasserfällen gesäumte Tal verworfen. "Wassfälle" haben wir hier auch so schon genug. Somit sind wir ausgiebig shoppen gegangen.
Die Boutiquen, Kunstgalerien, Elektronikläden, Buchläden, Cafe's und Einkaufszentren, die wir gern besuchen wollten, gab es hier aber nicht.
Das Angebot der 8 (in Worten 'Acht') Läden ist so gleich, dass wir glauben überall schon mal gewesen zu sein. Auch das Sortiment ist sehr ... ähmmm ... ich sag mal 'überschaubar'. Es geht von Kitsch bis Nippes und wird höchstens durch Kekse und Plätzchen erweitert.
Somit war die große Shopping-Tour nach 7 Minuten beendet und gekauft haben wir nur Kekse - gegen den Frust.

Wenn ich jetzt gerade aus dem Fenster schaue, sehe ich folgendes:

ES REGENT IMMER NOCH!
Das glauben wir zumindest. Weil durch den Nebel, den es hier auch noch zur Genüge gibt, kann man es einfach nicht richtig erkennen.

Da es aber kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur falsche Kleidung, werden wir jetzt mit unserer falschen Kleidung trotzdem nochmal losziehen und ein wenig 'wandern' gehen.

Vielleicht kann man ja das Wetter mal richtig anschreien und es hört auf...
vielleicht ist es dem scheiß Wetter aber auch völlig egal.

Bilder gibt es bis jetzt noch nicht, da wir unsere Unterwasserkamera vergessen haben.