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Der Untertitel ist Programm

Wir haben den Titel des Blogs '3 in Japan' genannt. Der Grund dafür ist sicher einleuchtend. Zusätzlich haben wir auch noch einen Untertitel vergeben: 'Erlebnisse im Land der beheizten Klobrillen'.
Da der heutige Tag für micht nicht wahnsinnig besonders war und sich der Bildzähler meiner Kamera um genau 3 erhöht hat, möchte ich nun endlich mal genauer auf den Untertitel eingehen.





Jeder kennt ja Klobrillen - man setzt sich drauf, erledigt sein Geschäft und verläßt sie wieder. So einfach ist das bei uns in Europa. Betritt man ein japanisches WC, muss man zuerst vor der Tür die Hauslatschen (gestern beschrieben) ausziehen. Dies tut man, um im Toilettenraum die Klolatschen anziehen zu können. Die Japaner trennen alles in saubere Welt und schmutzige Welt. Draußen und das Klo sind schmutzige Welt und drinnen in der Wohnung ist die saubere Welt. Ich kann aber beim besten Willen nicht verstehen, warum das Klo zur schmutzigen Welt gehört. Sauber war's hier immer in Japan.
Egal - also man zieht die Klolatschen an und dreht sich um 180 Grad. Für mehr Bewegung ist in einer japanischenToilette nicht platz. Wandern tut man woanders. Nach der 180-Grad-Drehung senkt man sein Hintern dann auf die (vorher) geöffnete Toilette und merkt ... uhh, ohhhh, ahhhhh ... es ist warm - die Klobrille ist elektrisch beheizt. Man kan sich das wie bei der Sitzheizung im Auto vorstellen. Wenn ich wieder in Deutschland bin, darf ich dann natürlich nicht mehr drücken, wenn's am Hintern warm wird...
OK, also spätestens wenn's auf einem Klo am Hintern warm wird fäng man an, sich etwas genauer umzuschauen. Da geht doch wirklich ein Stromkabel ins Klo. Da ich dem Hotel-Manager aber nix Böses getan habe geh ich davon aus, dass das so sein muss. Man findet dann noch einige Leuchtdioden am Klo und noch ein Bedienteil mit mehreren Knöpfen ander Wand. Die Knöpfe sind alle japanisch beschriftet und die englische Bedienungsanleitung hat wahrscheinlich noch niemand geschrieben. Aber ich bin ja mutig und drücke mal auf den Knöpfen rum - wird bestimmt lustig.
Der erste Knopf hat glücklicherweise ein Symbol: ein Springbrunnen. Es zischt und es blubbert. Ruhe. Irgendetwas bewegt sich motorisch unter mir. Ruhe. Die Spannung steigt.
AHHHHHHHH, verdammt.
Das Symbol bedeutet, dass mein Hinterteil gerade punktgenau mit einem warmen Wasserstrahlgereinigt wird. Wie können die so genau treffen? Erste leichte Schmerzen machen sich bemerkbar. Der Strahl setzt seineArbeit fort. Ich will den Stopp-Knopf drücken. Da steht kein Stopp. Was heißt Stopp auf Japanisch. Mist der Reiseführer liegt ein Zimmer weiter. Es schmerzt mehr. Nochmal auf den Duschknpf - vielleicht hört's dann auf. Verkrampftes warten. Mist. Hört nicht auf. Verzweifelt drücke ich weiter und erwische einen roten Knopf. Alarm?
Nein. Glücklicherweise Duschende.
Erleichterung.
Jetzt sitze ich auf diesem hochmodernen japanischen Klo und habe 'nen nassen Hintern. Toll. Gibt es dagegen vielleicht auch einen Knopf?
Mal sehen.
Knopf mit einem Frauensymbol - ehr nicht.
Zwei Wellen - wird dann der komplette Raum geflutet?
Vielleicht - ich probier's trotzdem.
Warten.
Wieder punktgenau bekomme ich jetzt Luft von unten an den Hintern gepustet. Sie ist warm. Es kitzelt und ich kann mich vor Lachen nicht mehr halten. Ich muss hier raus!
Roter Knopf, elektronischen Spülung betätigen, Hose hoch, Hände waschen, Klolatschen aus, mit knallrotem Kopf rausaus der Toilette und Hauslatschen nicht vergessen. Meine beiden Mitreisenden fragen besorgt nach dem Grund meines eigenartigen Gangs, als ich das Zimmer betrete.

Ich bin ein netter Mensch und empfehle ihnen, die Knöpfe unbedingt mal auszuprobieren.
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Bento-Box, die Zweite

Wer hätte es geahnt: Es regnet. Wir sind Weicheier, Warmduscher und Schwiegermutterrechtgeber, deshalb lassen wir uns vom Chef des Hauses zur Bergstation der Standseilbahn fahren. Während wir uns klar wird, dass auf diesen Straßen jeder Mercedes stecken bleiben würde und Kriechgang und Allrad unverzichtbar sind, lässt unser Chauffeur beim Fahren das Lenkrad los, faltet die Hände vor der Brust, verneigt sich im Sitz und erweist einem Schrein seine Ehre. Unsere Adrenalindrüse reagiert prompt.

Vom Bahnhof im Tal haben wir einen letzten Blick auf Mitake-san. Naja, also, wir können in die Richtung schielen und seine Anwesenheit ahnen.

Der Lokführer ist ein netter Mann. Er grüßt. Immer wieder. Aber wen? Draußen sind Signale und Bäume, könnte er die meinen? Wie gewohnt, bringt die Bahn uns minutengenau (Herr Mehdorn, da hätten sie sich was abgucken können) und metergenau (die Türpositionen sind auf dem Bahnsteig markiert und die Fahrgäste reihen sich dort brav auf) an unser Ziel. Ob das minutengenaue an der altbewährten Zeitmesstechnik liegt?

Kamakura grüßt uns mit Regen. Hätte ich nicht erwähnen müssen, aber ich wollte keine Fragen offen lassen. Unser Hotel ist schnell gefunden, die Rezeption im Parkplatzwächterhäuschen hatten wir aber nicht entdeckt. Der Schrein Hachiman-gu versteckt sich im Nebel, offenbart aber ein paar farbige Einblicke.


Wir verlassen die Touristen-Pfade und schlendern zum Strand. Auf dem Weg sammeln wir zwei Bento-Boxen ein. Das Kendo-Training in der Sporthalle ist laut. Der Hallenwart lässt uns ein, wir ziehen die Schuhe aus, schließen unsere Jacken und Bento-Boxen in einen Spind und landen in einem Fitnessstudio. Der Hallenwart hat uns aber missverstanden. Er dachte, wir wollen zum Krafttrainning. Das Kendo-Training ist immernoch laut, gesehen haben wir es leider nicht, weil, hm, weil wir es nicht sehen durften. Am Strand wird es dunkel, das Meer beruhigt die Sinne umso mehr. Quer durch den Ort geht es zurück zur Unterkunft, dort werden die Bento-Boxen geleert, ein Quarterpounder vernichtet und der Grünteekuchen verspeist. Wir planen den Folgetag...

Ach ja, nur zur Info: Es regnet.